Warum macht sich ÖVP selbst unglaubwürdig?
Was nun mit dem abrupten Abschied von Karl Nehammer, dem 180-Grad-Schwenk zu Christian Stocker als neuen Parteichef und höchstwahrscheinlich künftigen Vizekanzler als Juniorpartner von Herbert Kickl erfolgt (ist), das vollzog sich in der Steiermark schon vor Wochen. Warum macht sich die ÖVP selbst so unglaubwürdig? Sind doch ihre Wähler:innen, Anhänger:innen und Sympathisanten keine „Lemminge“.
„Mit einer Stimme für mich“ – Christopher Drexler – „wählen Sie steirisch und verhindern so einen blauen Landeshauptmann Mario Kunasek“, versprach dieser bei Auftritten und auf Wahlplakaten.
Nach der verlorenen Wahl am 24. November 2024 kam es zwei Tage später schon zum politischen Kniefall Christopher Drexlers. Wiewohl er vor der Wahl deponiert hatte, als Vize-Landeshauptmann nicht zur Verfügung zu stehen. Er ließ sich dennoch vom Landesparteivorstand den Auftrag erteilen, mit der FPÖ Koalitionsgespräche aufzunehmen. Stolz und zufrieden präsentierte er rund zwei Wochen später bereits die Einigung über die künftige blau-schwarze Koalition. Und wollte sehr zum Erstaunen der Wähler und vieler Funktionäre in seiner Partei plötzlich sogar Landeshauptmann-Stellvertreter werden.
Dazu kam es aber bekanntlich nicht mehr. Mit Müh’ und Not schaffte er als Zweiter Landtagspräsident den Verbleib in der Politik und wurde damit nicht zum „Versorgungsfall“.
Solche gibt es aber im politischen Umfeld der beiden Wahlverlierer Christopher Drexler und Anton Lang. Dutzende Mitarbeiter aus deren Regierungsbüros wurden dadurch zu echten „Versorgungsfällen“. Ihre Karrieren sind abrupt unterbrochen oder damit sogar beendet. Auch dramatische Verdiensteinbußen (für deren Familien) sind eine weitere Folge. Wie bei Machtwechseln üblich – die FPÖ nimmt in ihren Regierungsbüros nur Mitarbeiter aus den eigene Reihen auf.
Die meisten der Mitarbeiter aus den schwarzen und roten Regierungsbüros stehen damit vor einer unsicheren Zukunft. Für sie müssen neue Jobs gefunden werden. Viele werden nun teils „zwischengeparkt“ – dabei auch in den Landtagsfraktionen. Besonders schwierig für Sekretäre aus den ehemaligen roten Regierungsbüros von Anton Lang, Doris Kampus und Ursula Lackner. Denn die SPÖ ist ja nur noch in der Opposition und nicht mehr in der Regierung vertreten. So wird für Langs und Lackners Büroleitungen, Eva Riegler und Stefan Perschler noch ein passender Job in der Verwaltung gesucht.
Hochrangige Mitarbeiter von Ex-LH Drexler bleiben in der (politischen) Verwaltung. Seine ehemalige Büroleiterin Angelika Unger wechselt zur Drexlers Nachfolgerin, Vize-Landeshauptfrau Manuela Khom. Drexlers Pressesprecher Michael Eisner oder Kampus‘ Vize-Bürochef Martin Link wechseln in die zweite und dritte Reihe. Dort in der Landesverwaltung sollen sie dem Land künftig auf nicht parteipolitischer Ebene dienen.
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