Wie gelingt Industrie Umstieg auf 100 % Erneuerbare?

Interdisziplinärer Wissensaustausch in Graz - Forschungsfragen und Lösungsansätze

Vor welchen Herausforderungen steht die Stahl-, Chemie- und Zementindustrie angesichts des Ziels Klimaneutralität und wie kann der Umstieg auf 100 Prozent Erneuerbare gelingen, ohne die Wettbewerbsfähigkeit zu gefährden oder wesentliche industrielle Prozesse zu beeinträchtigen?

Die Stahl-, Chemie-, Zellstoff- und Papier- oder die Zementindustrie – subsumiert unter dem Begriff energieintensive Industrie (ELI) - spielen eine Schlüsselrolle auf dem Weg zu Klimaneutralität bis 2050. Zumal EII in der EU für 14 Prozent der gesamten Treibhausgas-Emissionen verantwortlich zeichnet. Will die EU bis 2050 klimaneutral sein, müssen ELI ihre Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen drastisch reduziern.

Im Rahmen des RE4Industry Knowledge Seminars Austria kommen morgen, am 21. Oktober an der TU Graz Expert:innen aus unterschiedlichen Bereichen, Forscher:innen und Vertreter:innen der Industrie zusammen, um Forschungsfragen und Lösungsansätze interdisziplinär zu erörtern, wie der Umstieg auf 100 Prozent erneuerbare Energien gelingen kann.

Harald Kainz, Rektor der TU Graz, hebt die Bedeutung dieses interdisziplinären Austauschs an der Schnittstelle von Wirtschaft, Wissenschaft und Gesellschaft hervor: „Gerade in so komplexen Transformationsprozessen ist es unerlässlich, neue Ideen zu entwickeln, zukunftsrelevante Technologien zu diskutieren und Feedback zu Prozessen einzuholen. Dazu ist die TU Graz ein idealer Ort, denn wir forschen im interdisziplinären Forschungsschwerpunkt Sustainable Systems intensiv an nachhaltigen Schlüsseltechnologien der Zukunft und zählen mit dem Hydrogen Center Austria zu den Pionieren der europäischen Wasserstoffforschung.“

Organisiert wird das Seminar von ESEIA - European Sustainable Energy Innovation Alliance. ESEIA-Geschäftsführerin Brigitte Hasewend über die Intention hinter diesem Wissensaustausch: „Diese europaweite Seminarreihe bringt verschiedene Interessengruppen zusammen und bietet das ideale Forum, um offen über unsere Visionen für eine klimaneutrale Gesellschaft zu diskutieren und auch Handlungsempfehlungen für die Politik zu skizzieren.“

Im Mittelpunkt des Programms steht die Vorstellung von Best-Practice Beispielen ebenso wie die Diskussion von Lösungsansätzen in den Bereichen kreislauforientierte Bioökonomie oder grüne Wasserstofftechnologie. Exkursionen zum Papierhersteller SAPPI, zu Österreichs erstem Wasserstoffforschungszentrum HyCentA und der Wasserstoffproduktion der Energie Steiermark runden das Programm ab.“

Ideale Region für Entwicklung und Einsatz neuer Technologien

Gerade im Süden Österreichs, eben auch der Steiermark, sind überdurchschnittlich viele Unternehmen aus dem Bereich der energieintensiven Industrie aktiv, zugleich zeichnet sich die Region aber auch durch die Erzeugung von Umweltgütern und Umwelttechnologien ganz besonders aus. Die enge Kooperation von Industrie und Wissenschaft in der Steiermark befördert dabei technologische Entwicklungen und die notwendige Transformation, ist auch Stefan Stolitzka, Präsident der Industriellenvereinigung Steiermark, überzeugt: „Die Steiermark ist eine Region, in der die Entwicklung neuer Technologien und deren schnellstmöglicher Einsatz in der Produktion am selben Ort besonders gut gelingt. Mit umfangreichen Technologie- und Infrastrukturinvestitionen ist die südösterreichische Industrie schon längst ein Teil der Lösung. Dennoch muss uns allen bewusst sein, dass eine vollständige Dekarbonisierung der Prozesse mit dem derzeitigen Stand der Technologien in einzelnen Branchen nicht zu erreichen ist und erst mit radikalen Prozessinnovationen möglich sein wird“.

In der österreichischen Industrie befassen sich viele Unternehmen seit Jahren aktiv mit den Themen Reduktion der Treibhausgas-Emissionen, Energieeffizienz und Versorgung mit erneuerbaren Energien. So ist Österreichs Industrie nicht nur Vorreiterin in der Dekarbonisierung ihrer Prozesse – bei der Produktion von Zement etwa liegt Österreich bei den Emissionen je Tonne um 22 Prozent unter dem europäischen Durchschnitt –, sondern trägt durch weltweiten Technologietransfer auch über die Landesgrenzen hinweg zur Energiewende bei.

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