Praktisch bei null begonnen

Im Restaurant Krainer isst der Gast aus selbst getöpfertem Geschirr

Uns hat nicht die kreative Küche des jungen Ehepaars Krainer nach Langenwang geführt, sondern vielmehr die Tatsache, dass Astrid Krainer auch noch das Geschirr für ihr Restaurant selbst herstellt. Rund 1.000 Keramik-Teile – Teller, Häferl und Dekosachen – hat die kreative Köchin schon selbst getöpfert.

„Begonnen habe ich vor sechs Jahren, damals ist Keramikgeschirr in den Küchen zum Trend geworden, vor allem in der Top-Gastronomie“, blickt Astrid Krainer zurück. „Nach einem größeren Umbau unseres Hauses hätten wir es uns damals nicht leisten können, dass wir auch noch groß Geschirr kaufen.“

Und weil die Köchin halt nicht nur in der Küche immer schon kreativ gewesen ist: „Meine Familie hat mir einen Gutschein für einen Töpferkurs bei einer Keramikerin hier im Ort geschenkt. Sie hat mir gezeigt, wie man mit Ton umgeht, was man beachten muss usw.“ In der Folge hat sie dann angefangen zu probieren, damals in einer leerstehenden Küche. „Zuerst habe ich ja nicht gewusst, ob mir das alles wirklich taugt. Am Anfang habe ich wirklich nur mit Nudelwalker, Nudelbrett und irgendwelchen Küchenutensilien den Ton bearbeitet. Ganz primitiv und mit nix“, lächelt sie.

Die ersten Schüsseln und Teller hat Astrid Krainer noch bei der Keramikerin im Ort brennen lassen. Denn dafür benötigt man einen eigenen Ofen. „Zwischen Brot und Ton liegen 1.000 Grad, Brot bäckt bei 250 Grad und Ton benötigt eben 1.250 Grad“, erklärt sie. „Nach einigen Schüsseln habe ich mir dann einen eigenen kleinen, günstigen Ofen angeschafft – ein Einsteigermodell.“

Astrid Krainer hat sich dann in einem Nebengebäude beim Wohnhaus der Familie einen Abstellraum freigeräumt. „Dort habe ich mir Stück für Stück meine Werkstatt, also mein Tonstudio, eingerichtet.“ Das Meiste in Sachen Töpfern hat sie sich selbst beigebracht – über das Internet und aus Büchern. „Auch habe ich später noch zwei Töpferkurse besucht. Ich habe halt viel ausprobiert.“

Mittlerweile hat sie allein 100 Kuchenteller gefertigt und auch für das Restaurant kommt sämtliches Geschirr – Teller, Häferln, Schüsseln – aus ihrem Ofen. „Wir schauen natürlich schon, dass das Gericht zur Farbe der Glasur eines Tellers oder einer Schüssel passt. So mache ich zum Beispiel keine roten Teller, weil das aggressive und Speisen sich einander schwer vertragen“, erläutert sie mir beim Rundgang durch ihr Tonstudio. Wobei manchmal schon der Teller zuerst da ist. „Wenn mir ein Stück besonders gut gefällt, kann es auch vorkommen, dass wir die passende Gaumenfreude zum Teller kreieren.“

Astrid Krainer ist fast jeden Nachmittag in ihrer Werkstatt. „Wenn ich zumindest zwei Stunden Zeit habe, denn das ist das Minimum, weil das Putzen und die Vor- und Nachbereitung relativ aufwändig sind.“ Insgesamt vergehen zumindest zwei Wochen, bis ein Teller fertig ist. „Allein der Ofen benötigt vom Einschalten bis zum Abkühlen ungefähr drei Tage. Das muss man alles einrechnen – einmal für den Rohbrand und einmal für den Glasurbrand“, erklärt sie.

Logisch, dass die Krainers auch von den Gästen auf die außergewöhnlichen Teller und Schüsseln angesprochen werden. „Teilweise fragen sie, ob sie was kaufen oder bestellen können“, so Astrid Krainer. Diesem Wunsch kommt die Tonkünstlerin auch gerne nach. Und ergänzend: Zu Bruch gehe natürlich das eine oder andere, aber als Gäste-Souvenir sei noch nichts abhanden gekommen. Was bei den auch selbst gemachten Lampen ohnehin ganz schwierig sein dürfte.

Eine weitere Spezialität bei den Krainers in Langenwang ist das Maiwipferlbier. „Wir beziehen es von Tom & Harry Brewing, zwei Mürztaler Bierbrauer.“ Viele von uns kennen Maiwipferlsirup als Medizin. Probieren Sie einmal das Bier, es schmeckt vertraut!

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