„Yes, I will“

Die Traumhochzeit von Arnold und Maria

KLIPP-Online-Serie Teil 5

Mehr geht nicht. Sie waren für die Amerikaner, für den „amerikanischen Traum“, „the american way of life“, im Land der unbegrenzten Möglichkeiten das absolute Traumpaar.

Maria Shriver, eine Tochter aus der Millionärsfamilie der Kennedys kommend, bestens ausgebildet auf US-amerikanischen Hochschulen und Universitäten. Die Kennedys, der wohl bekannteste Clan des US-politischen Hochadels. Arnolds künftige Frau, die Nichte des 1963 bei einem Schussattentat in Dallas in Texas ermordeten US-Präsidenten John F. Kennedy und des später ebenfalls auf einer Wahltour ermordeten Bruders Robert Kennedy, als dieser sich um die Präsidentschaft bewarb.

Ihr Bräutigam Arnold Schwarzenegger. Sohn eines Gendarmen und einer Hausfrau. Aufgewachsen in einfachsten Verhältnissen in einem kleinen Dorf in der Steiermark – Thal bei Graz. Mit nur acht Klassen Schulbildung und einer Lehre als Einzelhandelskaufmann. Als „Niemand“ durch Bodybuildung zum oftmaligen Mr. Universum geworden und damit zu einem Star. Getoppt durch eine Hollywood-Filmkarriere als furchteinflößender muskelbepackter Bösewicht, genannt Conan der Barbar. Millionen Fans in aller Welt begeisterte er.

Die Liebesgeschichte von Maria und Arnold sorgte als modernes Märchen weltweit für Schlagzeilen, rührte Menschen zu Tränen. Und in der früheren Heimat von Arnold Schwarzenegger waren die Menschen stolz auf seine Karriere und seinen Werdegang.

Zur Hochzeit hatten die Kennedys auf ihre Insel im Hyannis-Yachtclub geladen. Nur die Crème de la Crème der Gesellschaft durfte dort dabei sein. Auch eine kleine „Delegation“ aus der Steiermark. Mit Alfred Gerstl, dessen Sohn Karl und dem damaligen Landeshauptmann Josef Krainer. Der Yachtclub gehört zu den edelsten, VIP-reichsten und auch teuersten Plätzen, die es im Osten der USA gibt. Dieser liegt nur wenige Stunden von New York und Boston auf einer Landzunge. Nahezu jeder, der in den USA zur Upper Class gehört, hat dort einen Feriensitz und natürlich auch entsprechende Segelyachten. Es ist in der Tat ein Paradies für Segler.

Alfred Gerstl zeigte sich klarerweise beeindruckt vom gesamten Ambiente dort und dass er beim wichtigsten Tag in der Karriere „seines Arnolds“ dabei sein durfte. Von Beruf Trafikant in Graz förderte er als engagierter Funktionär in der Bodybuilding-Szene Arnold Schwarzenegger von Beginn seiner Karriere an. „Ich war war vom späteren Erfolg meines Schützlings überzeugt. Denn so hart wie Arnie trainierte sonst keiner.“ Auch finanziell half er dem jungen Athleten aus eigener Tasche. Gerstl klapperte schon früh die Redaktionen der heimischen Zeitungen ab, um für seine „Buam“, wie er es nannte, die PR-Trommel zu rühren und auf die von ihm organisierten Wettkämpfe im Grazer Kammersaal oder im damaligen Hotel Steirerhof aufmerksam zu machen. Die Medien machten dann aus ihm Arnolds Ziehvater. Die enge Beziehung zwischen den beiden blieb ein Leben lang bestehen – auch als der junge Schwarzenegger die Steiermark verlässt und auch zu Gerstls Sohn Karl. Die beiden hatte viele Stunden schweißtreibendes gemeinsames Krafttraining zu engen Freunden werden lassen.

Als Arnold Schwarzenegger dann Schritt für Schritt berühmter wurde, stellte Gerstl Senior – er war auch für die ÖVP und als Wirtschaftskammer-Funktionär politisch aktiv – den Kontakt zu Landeshauptmann Josef Krainer her. Zwischen den beiden stimmte offensichtlich die Chemie von Anfang an. Im Zuge eines Wahlkampfs machte dann die „Steirische Eiche“ sogar Wahlwerbung für seinen Freund Joschi. Äußerst wählerwirksam.

Standesgemäß waren daher die beiden Gerstls und der steirische Landeshauptmann zur Hochzeit geladen und plauderten nach ihrer Rückkehr stolz und bereitwillig mit heimischen Journalisten darüber. Die glücklich waren, gleichsam aus erster Hand informiert, über die Traumhochzeit des Jahres berichten zu können. Gleichsam als kleines Dankeschön der Gerstls für die jahrelange Unterstützung durch die heimischen Zeitungen.

Die Stimmung sei locker gewesen am „Austrian-Newengland-Clambake“ am 25. April 1986, einen Tag vor der Trauung. Geladen waren nur rund 100 Gäste, der engste Familien- und Freundeskreis. Dabei auch die Gerstls und Landeshauptmann Joschi Krainer. Dieser sang mit Sargent Shriver, Arnolds Schwiegervater, das Dachsteinlied, die steirische Landeshymne – und nicht nur die, sondern auch als deftige Zugabe mit Arnold gemeinsam „I bin a Steirerbua …“. Shriver war übrigens ein großer Steiermark-Fan und verbrachte schon länger Zeit auch im steirischen Salzkammergut. Passend dazu waren auch die Fähnchen in weiß-grün und rot-weiß-rot im herrlich geschmückten Hyannis-Port-Yachtclub. Und natürlich durften auch irische Tradition und Sitten nicht fehlen. Da gab es Darbietungen aus dem illustren Hochzeitsgäste-Kreis, die über die Sünden aus dem Vorleben der beiden Eheleute erzählten.

Bis dann der Hauptakteur Arnold Schwarzenegger sein Statement abgab und dabei seine künftigen Schwiegereltern, die Shrivers, beruhigte, sie bräuchten um ihre Dollars keine Angst zu haben, „ich pass’ schon auf“. Natürlich vergaß Big Arnold auch den Dank an seine Heimat nicht und an seine Freunde – darunter damals auch Dr. Kurt Waldheim. Für den Gaumen servierte man Gemüsesuppe als Hauptspeise, Hummer auf zwei mit Erdbeeren garnierten Wienerschnitzeln. Als Nachspeise zwei Arten von Torte – einmal Schoko und einmal Erdbeere. Serviert auf ein und demselben Teller.

Unter schwersten Sicherheitsvorkehrungen lief diese Fete ab. Boote bewachten die Küste, in der Luft kreisten Hubschrauber, alle 20 Meter ein Sicherheitsbeamter. So war es dann auch am Tag der Trauung. Das Kennedy-Anwesen, auf dem rund 20 Häuser der Familienmitglieder stehen, war praktisch abgeschottet und umstellt. Um 11 Uhr wurden alle Gäste in die Kirche gebeten. Bevor das Brautpaar eintraf, gab es eine Generalprobe, die vom Kirchendiener geleitet wurde.

Nachdem Arnold seiner Marie endlich das „Yes, I will“ versprochen hatte, gab es Freudentränen bei Arnies Mutter Aurelia und auch im Kreis der Kennedys zückte man die Taschentücher ob des fröhlichen Ereignisses. Nach der Zeremonie gab es dann die Bussi-Bussi-Umarmungen und Glückwünsche der illustren Gästeschaar. In Luxus-Limousinen brachten man dann die Familien und deren Gäste inmitten tausender Schaulustiger in die zwei Kilometer entfernt errichteten Zelte. Im ersten Zelt standen die Gäste Schlange, um dem Ehepaar zu gratulieren. Im zweiten wartete bereits Hummer für 500 Personen. Danach servierte man Fisch und Fleisch vom Grill und Platten mit allem, was gut und teuer ist.

Zum Donauwalzer schwingend eröffneten Arnold und Maria das Fest. Arnold, überzeugter Nicht-Tänzer, holte sich Dr. Karl Gerstl als Ersatz, zu dem sich alsbald Superstar Grace Jones im flaschengrünen Festkleid, mit Ausschnitt bis unter den Nabel, und Dad Kennedy im Smoking gesellten. Arnolds Mutter Aurelia wurde dann von den Tänzern in der Kennedy-Familie auch aufs Parkett gebeten. Sohn Arnold sah ihr, traditionell seine Zigarre rauchend, als überzeugter Nicht-Tänzer entspannt zu. Alles ging feierliche und mit viel Zeremoniell vor sich. Dieses ließ Andy Warhol allerdings völlig kalt. Er war in schwarzer Lederweste, ausgewaschener, schwarzer Jeans, zerfledderten Tennisschuhen und dazu passendem Rucksack, Marke „Light“ gekommen.

Gegen 5 Uhr Nachmittag verabschiedeten sich die frisch Vermählten. Für fünf Tage ging es in die Flitterwochen nach Antibes, einer Insel der Bahamas. Danach ging’s für den Steirer bereits wieder zu Dreharbeiten nach Südamerika. Zwei Monate nach der Hochzeit kam es zum ersten Besuch von Arnold in der Steiermark. Erst dann bezogen sie bezogen sie ihr neues Zuhause, ein „Schloss“ bei Santa Monica in Kalifornien. Dieses ist umgeben von einem Wassergraben, nur durch eine Zugbrücke erreichbar, das Arnold, alias Conan, standesgemäß für seine Frau als Hochzeitsgeschenk bauen ließ.

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