„Blackout-Risiko“ auf der Streif verringern

Aber auch für tausende Gäste in Kitzbühel vorsorgen

Der berühmte Abfahrts-Schlusshang beim „Streif Vertical UP 2016“. Foto: Kitzbühel Tourismus | Michael Werlberger

Die Streif in Kitzbühel wird Jahr für Jahr zum Mekka zigtausender Skifans. Sie ist die spektakulärste Abfahrt im internationalen Skizirkus. Keine andere Abfahrt ist nur annähernd so werbeträchtig für den Skisport. Zu viel Risiko, Selbstüberschätzung, ein „Blackout“, also Kurzschluss während der Fahrt, endeten im Laufe der Jahre für etliche Rennfahrer schon mit verhängnisvollen Folgen. Dabei überlegen die Organisatoren Jahr für Jahr, die Sicherheitsstandards zu verbessern und damit das Risiko noch besser in den Griff zu bekommen.

 

Ein „Blackout-Paket“ auf einer ganz anderen Ebene hat der Steirer Walter Schiefer gemeinsam mit den dortigen Stadtwerken erarbeitet. Im KLIPP-Gespräch schildert er den umfangreichen Vorgang. Zufällig führt mit Stadtwerke-Direktor Jörg Kickenweitz das wichtigste kommunale Unternehmen auch ein Steirer. Er war viele Jahre in der Basilika Mariazell für wirtschaftliche Belange und Organisation zuständig. Walter Schiefer schildert ein mögliches Szenario:

 

Die Hotels und Gästepensionen in der Gamsstadt sind ausgebucht. Plötzlich bricht von einer Minute auf die andere das Energienetz – Strom, damit die Wasserversorgung, das Heizungssystem – zusammen. Dies passiert in den Abendstunden. Es wird stockdunkel in allen Häusern. Ein Horror. In Hotels stecken Kinder, Familien, ältere Menschen in Liften fest. Die Handynetze sind überlastet. Fernsehen und Rundfunk sind ausgefallen. Auch die Polizei ist nicht mehr erreichbar. Alle versuchen verzweifelt, die Einsatzkräfte zu erreichen. Niemand will sich eine solche Notlage vorstellen und man könnte an dieser Stelle seitenweise mit der detaillierten Schilderung des Chaos fortfahren.

 

„Daher finde ich es so erfreulich, dass sich Kitzbühel diesem hochsensiblen Thema gestellt hat. Das tun leider viel zu wenige Gemeinden, Städte, vor allem in Tourismusgebieten“, so Walter Schiefer. Ein solcher Blackout kann das gute Image einer Tourismusregion auf Jahre zerstören. Wie auch der Corona-Cluster im Fall Ischgl gezeigt hat. Aber dieser mutet im Vergleich zu einem totalen Blackout wie ein „Kindergeburtstag“ an. Das oberste Ziel in einer solchen Stresssituation: Niemand soll während und nach dem Blackout allein sein. „Erstmals“, so Schiefer und der Stadtwerke-Direktor, „wurden alle Bereiche der Daseinsvorsorge in den Blackout-Schutz eingebunden. Jedes Haus in Kitzbühel hat einen Krisenplan. Ihn zu leben, ist aber das Andere.

 

Mit diesem Blackout Schutzprojekt wird wiederum gezeigt, wie die 3-Säulen-Selbsthilfe in der Praxis realisiert werden kann und beim Blackout weiterhin Stadtverwaltung, Stadtbauhof, Stadtwerke, Wasser-, Wärme- und Erdgasversorgung, Abwasserentsorgung, Müllabfuhr, medizinische Betreuung funktionieren. Top ist auch die Organisation, denn für diese gibt es eine Einsatzzentrale, die sich im Betriebsgebäude der Stadtwerke befindet. Untergebracht sind hier die Gemeinde Einsatzleitung, der Gemeinde Krisenstab und die Infostelle, an die sich die Bevölkerung während des Blackouts 24 Stunden wenden kann. Rund um die Uhr sind auch das Gerätehaus der Stadtfeuerwehr und die Dienststelle des Roten Kreuz besetzt. Notrufmeldungen werden dort entgegengenommen. Für Hilfsbedürftige sind Strom- und Wärme versorgte, barrierefreie Aufenthaltsräume mit intakter Wasserversorgung und Abwasserentsorgung in der Mittelschule vorhanden.

 

Alle müssen eingebunden werden
Erstmals waren bei einem Gemeinde Blackout Vorsorgeprojekt ein Hotel und ein Bauernhof dabei. Am Beispiel Grand Hotel Kitzbühel und Landwirt Andreas Feller wird veranschaulicht, wie Tourismus/Hotellerie und Landwirtschaft sich auf ein Blackout vorbereiten. Musterprojekte wurden geschaffen. Zur allumfassenden Blackout-Vorsorge gehört auch die Notstromversorgung für Betriebsgebäude der Stadtwerke, Gerätehaus der Stadtfeuerwehr, Stadtbauhof, Mittelschule, Altenwohnheim, Ärztezentrum und Biomasseheizwerk. So wird Altenpflege, medizinische Versorgung, Betreuung Hilfsbedürftiger, Notruf Alarmierungskette, Bevölkerungsinformation gewährleistet. Die Verantwortlichen der Stadtgemeinde und Stadtwerke haben aber nicht nur alles organisatorisch und technisch vorbereitet, sondern informieren regelmäßig in der Stadtzeitung die Bevölkerung über die lebenswichtige Eigenvorsorge. Gemeinsam vorsorgen wird in Kitzbühel gelebt.

 

Ein wichtiges Detail bei einem Blackout in einer Touristenregion: Zum einen muss die Notbeleuchtung funktionieren, zum anderen sind Lifte eine Schwachstelle. Sie bleiben stecken, lösen bei den Gästen in den Fahrstühlen dann Panik aus. Eine Vorsichtsmaßnahme, so die Blackout-Experten: Am Dach des Liftes eine Batterie zu installieren,die im Blackout-Fall den Betrieb aufnimmt und so den stecken gebliebenen Lift rasch ins nächste Geschoß bringt und die Türen öffnet. Damit ist dann schon viel erreicht.

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