Drucksache: Zu viel ist nicht gut, zu wenig gefährlich

Reifendruckkontrolle: Druck ist essenziell für Sicherheit des Fahrzeugs

Nach dem Feuer hat sicherlich die Erfindung des Rades für die größten Entwicklungssprünge der Menschheit gesorgt. Mit steigenden Radlasten und Geschwindigkeiten erwiesen sich die über Jahrhunderte eingesetzten Holzräder auch mit Eisenbeschlag als nicht mehr tauglich. Mitte des 19. Jahrhunderts kamen die ersten Gummireifen auf die Straße, zuerst noch massiv, bis der englische Tierarzt John Boyd Dunlop für das Fahrrad seines Sohnes den ersten improvisierten Gummireifen gebastelt hatte.

Der Luftreifen setzte sich durch, zuerst mit Schlauch, ab den 50er- bzw. 60er-Jahren des 20. Jahrhunderts schließlich so, wie wir ihn kennen. Also schlauchlos und mit radial verlaufenden Karkassen, die mit metallischen Teilen stabilisiert werden – daher Stahlgürtelreifen.

Wie viel gehört denn nun rein?

Dass Luft in den Reifen hineingehört, ist gemeinhin unbestritten. Schon weniger klar ist für die meisten die Menge der Luft im Reifen. Mehr Luft drinnen bedeutet auch mehr Druck im inneren. Mehr Reifendruck macht den Reifen einerseits härter, andererseits sorgt er dafür, dass die Lauffläche des Reifens plan auf der Straße aufliegt. Wird der Reifendruck zu hoch, dann kann es sein, dass die Auflagefläche sich konvex wölbt und somit das Rad an Haftung verliert. Das verlang aber einen massiven Überdruck. Niedriger Reifendruck hingegen macht den Reifen instabil, er walkt und heizt sich durch die entstehende Reibung auf. Das steigert nicht nur den Verbrauch, sondern kann auch im Extremfall zum Reifenplatzer führen.

Beispielsweise bei Modellen von Kia steht der empfohlene Reifendruck im Türrahmen der Fahrertür. Bei den früher üblichen höheren Reifenquerschnitten reichte meist ein Druck von 1.6 bis 1,8 bar. Bei den größeren Dimensionen mit Niederquerschnittsreifen liegt der empfohlene Reifendruck meist bei etwa 2,5-2,7 bar. Hochperformante Autos, wie etwa der Kia EV6 GT mit breiteren Reifen an der Hinterachse verlangen nach unterschiedlichem Reifendruck vorne und hinten. Üblicherweise kontrolliert die Werkstatt beim halbjährlichen Reifenwechsel den Druck. Dann vergessen die meisten die vier schwarzen runden Dinger unter dem Auto.

Das ist riskant. Denn auch wenn alles in Ordnung ist, die Ventile schließen und kein Nagel in der Lauffläche steckt, kann der Druck abfallen. Speziell gegen Ende der Sommerreifen-Saison, wenn es draußen kälter wird, und sich die Luft im inneren zusammenzieht. Daher ist es unerlässlich, auch zwischendurch den Reifendruck zu kontrollieren.

Auch höhere Beladung, auf Urlaubsreisen etwa, verlangen nach mehr Reifendruck. Die Druckluftdose auf der Tankstelle hilft hier meistens weiter.

Seit 2014 schreibt der Gesetzgeber verpflichtend für alle Neuwagen ein Reifendruckkontrollsystem vor. Bei den einfachen Systemen vergleicht der ABS-Sensor minimale Differenzen im Abrollumfang und errechnet möglichen Druckabfall. Die besseren – aber auch teureren – Systeme zeigen mittels Sensoren im Ventil den korrekten Reifendruck im Instrumentencluster an. Fällt der Druck, wird gewarnt.

Diese Kontrollleuchte ist – wie eigentlich alle, schließlich leuchten die nicht zum Spaß – nicht zu ignorieren. Am Ende steht sonst womöglich der Reifenplatzer auf der Autobahn. Daher gilt auch für EV-Driver: vor der Reise besser zur Tankstelle. Und letztlich besser ein Zehntel-bar zu viel als zwei zu wenig.

Übrigens: es ist zwar eine aussterbende Gattung: aber wenn ein Reserverad an Bord ist, so sollte man ab und zu den Luftdruck kontrollieren und gegebenenfalls anpassen. Denn nichts ist ungünstiger, als bei einer Reifenpanne ein plattes Reserve- bzw. Notrad zu montieren.

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