Krebs-Genen auf die Schliche gekommen

Pharmazeut:innen der Uni Graz erkennen relevante Mutationen

Die DNA durchschauen: Pharmazeut:innen der Universität Graz haben Mutationen des Krebs-Gens NF2 untersucht und ihre Auswirkungen auf das Wachstum bösartiger Zellen dokumentiert. Foto: Adobe Stock/BillionPhotos.com

Bestimmte menschliche Erbanlagen haben unter anderem die Aufgabe, unkontrolliertes Zellwachstum zu stoppen. Bei vielen Krebspatient:innen ist diese Funktion allerdings deaktiviert. Verantwortlich dafür sind verschiedene Mutationen. Christina Mößlacher und Ulrich Stelzl vom Institut für Pharmazeutische Wissenschaften der Universität Graz haben mit ihrem Team nun in einem bekannten Krebs-Gen eine Reihe solcher Veränderungen identifiziert, die mit der Entstehung von Tumoren in Zusammenhang stehen. Die Ergebnisse wurden im Magazin Life Science Alliance publiziert.

„Das Gen NF2 stoppt das Wachstum und Teilung von Zellen, sobald diese auf anderes Gewebe stoßen“, erklärt Christina Mößlacher. „In einer Vielzahl verschiedener Tumore ist diese Funktion allerdings deaktiviert. Veränderungen von NF2 sind etwa verantwortlich für Schwannom-Tumore im Gehirn und stehen häufig in Zusammenhang mit Melanomen, Brust-, Prostata-, Leber- oder Nierenkrebs.“

Die Forschungsgruppe von Ulrich Stelzl hat einen Katalog von Veränderungen dieses Gens und deren Auswirkungen auf das Zellwachstum erstellt.

„Wir haben herausgefunden, dass Mutationen in einer bestimmten Region von NF2 ausschlaggebend dafür sind, ob das Gen in Bezug auf Zellwachstum aktiv ist oder nicht“, fasst Stelzl zusammen. Die im Labor hergestellten und getesteten Varianten werden zum Teil auch in Tumoren gefunden. „Würde man für die rund 300 wichtigsten Krebs-Gene einen solchen Katalog erstellen, wäre das ein gewaltiger Fortschritt für die Diagnose und mögliche Therapien“, ergänzt der Pharmazeut.

„Wir müssen das Zusammenspiel vieler Mutationen in Tumoren noch viel besser und umfassender verstehen“, dämpft er die Hoffnung auf rasche Anwendungen. Die aktuellen Forschungsergebnisse können aber eine zielgerichtete Medikamentengabe erleichtern und helfen, vorab deren Sinnhaftigkeit einzuschätzen. „Es ist auch hilfreich zu wissen, welche Medikamente vermutlich nicht wirken, um Patient:innen möglichst schonend und individuell behandeln zu können“, betont der Forscher.

Das Projekt wurde vom österreichischen Wissenschaftsfonds FWF gefördert.

Publikation: Christina S. Mösslacher, Elisabeth Auernig, Jonathan Woodsmith, Andreas Feichtner, Evelyne Jany-Luig, Stefanie Jehle, Josephine M. Worseck, Christian L. Heine, Eduard Stefan, Ulrich Stelzl: Missense variant interaction scanning reveals a critical role of the FERM domain for tumor suppressor protein NF2 conformation and function, Life Science Alliance vol. 6 no 8

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