Laßnitzhöhe: Ein verpasster Zug und eine Ruine

Vor 40 Jahren riskant: Neurologe startet mit Privatklinik

„Es ist manchmal nicht schlecht, wenn man einen Zug versäumt.“ Mit diesem Blick in die Vergangenheit überraschte Moderator Werner Ranacher die Festgäste in der Privatklinik Laßnitzhöhe. Und Ranacher klärt auf und führt zum Grund für die Feierlichkeit: „Wie etwa in den 1880er-Jahren, als ein gewisser Günther Huber, seines Zeichens Zug-Passagier auf dem Weg nach Graz, hier eine Zwangspause einlegen hat müssen. Dr. Huber hat die Pause kulinarisch genutzt und die Weiterfahrt seines Zuges verpasst. Hier gestrandet, hat er die Gegend erkundet, sich in die Region Laßnitzhöhe verliebt und in der Folge die damals beliebte Sommerfrische hier etabliert. Seine Idee ist aufgegangen und viele Gäste sind gekommen – darunter auch ein gewisser Dr. Eduard Miglitz. Und dass dieser Herr noch von Bedeutung sein wird, lässt sich schon dadurch erahnen, dass die Adresse dieses Hauses Miglitzpromenade ist. Zeitsprung ins Jahr 1983. Vor nunmehr 40 Jahren hat Günther Nebel beschlossen, das Haus zu übernehmen.“

Aufgrund seines erfolgreichen Berufsweges verlieh Slowenien Günther Nebel den Titel Professor, ist er für das Land Kasachstan als Honorarkonsul tätig, als Arzt erhielt er in Österreich den Titel des Obermedizinalrats und als Leiter der Privatkliniken führt er den Titel Primar.

Zur Sanlas Holding gehören fünf Privatkliniken, zwei Ambulanzen, sechs Pflege-Partnereinrichtungen, zwei Hotels, über 1.500 Betten, sie haben mehr als 10.000 Patienten im Jahr und rund 1.200 Mitarbeiter. Gründer, nach dem Firmenbuch Eigentümer und CEO der Sanlas Holding GmbH ist Günter Nebel. Welches Projekt er auch in die Hand genommen hat, wurde mit seinen Partnern erfolgreich umgesetzt. Die Sanlas Holding hatte über viele Jahre ihren Sitz in Zug in der Schweiz. Ein gefragter Ort, wenn es um Eigentümer-, Treuhänder- und steuerrechtliche Konstruktionen sowie Finanzen geht. Vornehmes Schweigen auch gegenüber interessierten Behörden hat Vorrang.

Neue Wege gegangen

Die Privatklinik Laßnitzhöhe ist mit einer Gesamtfläche von über 17.500 m2 laut eigenen Angaben eine der großen Rehabilitationskliniken in Mitteleuropa. Die neurologische Rehabilitation wird hier seit 1993, die orthopädische Rehabilitation seit 2003 angeboten. Mit speziellen Therapiemöglichkeiten, wie dem „NeuroEyeCoach“ zur Verbesserung des Sehvermögens im Rahmen der neurologischen Rehabilitation, hat man sich in den letzten Jahren eine Innovationsführerschaft erwerben können. So ist die Privatklinik Laßnitzhöhe zum Beispiel ein MS (Multiple Sklerose) zertifiziertes Zentrum. Auch für die orthopädische Rehabilitation im Bereich des Bewegungs- und Stützapparats sind modernste Einrichtungen vorhanden: So verfügt die Privatklinik – übrigens als einzige Einrichtung in Österreich – über den „G-EO robotergestützten Gangtrainer“, der bei Lähmungen nicht nur das Gehen in der Ebene, sondern auch das Stiegensteigen simulieren kann. 

Und für all das braucht es engagierte und kompetente Teams von Mitarbeitern. Klinikchef Nebel in ihre Richtung: „Ohne die Mitarbeiter, die in den letzten 40 Jahren durch Begeisterung, Know-how und ständige Weiterentwicklung die Therapiebehandlungen ihrer anvertrauten Patienten auf ein Höchstlevel gestellt haben, ist die Führung einer so zentralen Einrichtung nicht möglich.“

Kurzentrum verkam zu Ruine

Die Vision dazu hatte Potential, die Ausführung nicht. Nach dem Zweiten Weltkrieg ging es wieder langsam bergauf mit dem Kurort Laßnitzhöhe. Die Hoffnung wuchs. Auch beim Grazer Neurologen und Psychiater Franz Merli. Er beginnt 1971 ein Kurzentrum mit Hallenbad zu errichten. Es soll Tagesgästen dienen. In den regionalen Medien wird viel darüber berichtet. Doch nur wenige Wochen vor der Eröffnung – die Baukosten haben sich verdoppelt – kommt es zur pleite des Psychiaters Merli und seiner Partner. Das Kurzentrum ist voll eingerichtet. Doch es wird nie seinen Betrieb aufnehmen. Im Laufe der Jahre „verschwindet“ die komplette Innenausstattung . Es wird zum „Geisterhaus“. Auf Spaziergängen wundern sich Patienten über die Ruine mit ihren Graffiti. Diese und das umliegende Grundstück gehören heute auch der Sanlas Holding mit Günter Nebel – wie seinerzeit Franz Merli auch Neurologe und Psychiater. Das sind die Zufälle im Leben. Nebel hat nun neue Pläne. Der „Dornröschenschlaf“ soll ein Ende haben. Dieser gegenüber der „Kleinen Zeitung“: „… Wir schauen uns das an. Am plausibelsten erscheint die Variante, unten Park- oder Garagenplätze zu machen und oberhalb eventuell Wohnungen.“

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