Wohnbaulandesrätin Simone Schmiedtbauer, Soziallandesrätin Doris Kampus und GBV-Steiermark-Obmann-Stellvertreter Wolfram Sacherer präsentierten heute die Ergebnisse des Nachbarschaftsbarometers 2024, die letzte Umfrage gab es vor zehn Jahren, im Jahr 2014.

Ein Wert daraus, der Anlass zur Sorge gibt, ist jener der Interaktion und Anonymität. So ist die Zahl der Personen, die ihre Nachbar:innen nur vom Sehen kennen, von 12 Prozent im Jahr 2014 auf 22 Prozent gestiegen. Diese besorgniserregende Tendenz zur Anonymität in den Nachbarschaften zeige sich insbesondere bei jüngeren und älteren Menschen, was auf einen Rückzug aus der Öffentlichkeit hinweist.

Als maßgebliche Gründe dafür wird angeben: „Es ergibt sich einfach kein Kontakt“, „Man trifft sich kaum auf der Straße oder vor dem Haus“ oder „Ich habe geringes oder kein Interesse an den Nachbarn“.

„Gerade im Bezug auf die Zunahme dieser Anonymität braucht es die Zusammenarbeit der GBV Landesgruppe Steiermark (Verband Gemeinnütziger Bauvereinigungen) mit den Ressorts Soziales und Wohnbau, um nicht nur leistbaren Wohnraum zu schaffen, sondern auch ein angenehmes Wohnumfeld und sozialen Zusammenhalt zu fördern“, so Wolfram Sacherer. Er führt als Beispiel Gemeinschaftsräume an, die jedoch nur funktionieren, wenn sie begleitet werden – und zwar von Anfang an –, da diese sonst nicht angenommen werden.

Wenig Konflikte

41 Prozent der Befragten geben an, dass sie keine Konflikte mit ihren Nachbarn haben. Nicht zuletzt bergen Nachbarschaften dennoch Potential für Konflikte. Wenn es diese aber gibt, dann ist unter anderem Lärm der Auslöser dafür – in 29 Prozent aller Fälle. Wobei rund die Hälfte angibt, dass sie Konflikte in Eigeninitiative lösen. 27 Prozent wenden sich in solchen Fällen an die Hausverwaltung. Eine wichtige Rolle nimmt dabei auch die Plattform „Zusammen Wohnen“ der gemeinnützigen Wohnbauträger und des Landes Steiermark ein. Sacherer: „Damit nehmen wir uns dem Thema des nachbarschaftlichen Miteinanders an und unterstützen zentrale Akteur:innen im Bereich Wohnen und die steirische Wohnbevölkerung im nachbarschaftlichen Zusammenleben – beispielsweise durch Mediatoren.“

Keine Fragestellung gab es in der Umfrage darüber, inwieweit die höheren Zuwanderungsraten und damit Migranten als Wohn-Nachbarn einen Einfluss auf den gestiegenen Anteil der Anonymität und mangelnde Interaktion haben könnten. Nicht abgefragt wurde auch, ob und wie sich die Situation von Familien mit schulpflichtigen Kindern auf die Enge von nachbarschaftlichen Verhältnissen auswirkt. Gehen die doch oft in eine gemeinsame Schule oder treffen sich in der Freizeit auf den Spielplätzen.

Rainer Rosegger, von der Agentur Scan, welche die Umfrage im Auftrag des Servicebüros zusammen>wohnen<– einer Einrichtung der gemeinnützigen Wohnbaugenossenschaften und des Landes Steiermark - dazu befragt: Er sieht darin einen interessanten zusätzlichen Aspekt für die Zukunft.