Jedes Opfer ist eines zu viel

Gewalt in der Privatsphäre ist ein medial präsentes Thema. Nahezu täglich hört oder liest man von Betretungs- und Annäherungsverboten. Einhergehend damit wird von einem rasanten Anstieg von Morden an Frauen im häuslichen Kontext gesprochen. Bereits Anfang dieses Jahres gab es im Jänner den ersten Femizid, als ein 81-jähriger Steirer seine 77-jährige Schwester mit einer Axt und dann sich selbst getötet hat.
Aber es gibt auch positive Nachrichten, wie man dem kürzlich veröffentlichen Gewaltschutzbericht des Innenministeriums entnehmen kann. Dieser sieht einen leichten Rückgang der Betretungs- und Annäherungsverbote – im Jahr 2023 gab es 15.115 derartiger Verbote, im Vorjahr waren es 14.600. Dennoch sei dies kein Grund für Jubel, denn: „Jedes Todesopfer ist eines zu viel. Aber wir sehen, dass unsere Arbeit hilft“, wie Marina Sorgo, Vorsitzende des Bundesverbandes der Österreichischen Gewaltschutzzentren und Geschäftsführerin des Gewaltschutzzentrums Steiermark gegenüber der „Kleinen Zeitung“ sagt.

Nicht zuletzt die Einführung der sogenannten sicherheitspolizeilichen Fallkonferenzen im Jahr 2020 zeigt Wirkung. Die Anzahl derer haben sich seit damals vervielfacht. Waren es damals nur 25, so waren es im Vorjahr 193. Laut Sorgo gab es seit der Einführung dieser Konforenzen keine Toten und Verletzten bei betreuten Hochrisikofällen.
„Die verpflichtende Beratung von Tätern mit Anti-Gewalttrainings sowie die sicherheitspolizeilichen Fallkonferenzen waren für uns besonders ausschlaggebend im Gewaltschutz. In den Gesprächen mit betroffenen Frauen hören wir oft, dass es für sie erleichternd ist, dass die Täter durch die Maßnahmen gezwungen werden, sich mit ihren Taten auseinanderzusetzen“, so Marina Sorgo.
Und auch auf polizeilicher Ebene wurden Schritte gesetzt: Die Zahl der Präventionsspezialistinnen und -spezialisten wurde mehr als verdoppelt, von 500 auf etwa 1.200, die in 38 Kriminalassistenzdienststellen zur Verfügung stehen. Der Kriminaldienst wurde reformiert und der Schwerpunkt dabei auf die Prävention gelegt.
Menschen, die im Leben quasi nichts mehr zu verlieren haben – keinen Job, keine Freunde. Diese seien besonders gefährlich, so Sorgo. Ziel sei eine psychologische Begleitung, keine Überwachung. Es gäbe besuchsbegleitete Räume, wo Gefährder Kontakt suchen können. Zu Beginn steht eine sechsstündige Gewaltpräventionsberatung, dann ein Anti-Gewalttraining.
Mit dem österreichweiten Ausbau eines flächendeckenden Beratungs- und Opferschutzangebotes für Frauen und Mädchen konnte ein effektives Gewaltschutz-Netz aufgebaut werden. Denn – jede Frau und jedes Kind hat das Recht auf ein gewaltfreies Leben.
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