Warum wir Putin stoppen müssen

Bereits 2015 warnte Schach-Legende Garri Kasparow – ein Prophet

Gute Schachspieler – und Garri Kasparow war „Langzeit-Weltmeister“ – denken immer mehrere Züge voraus. Dies tat Kasparow als Aktivist in Russland und dann in die USA emigriert auch in seinem Buch „Warum wir Putin stoppen müssen“ bereits im Jahre 2015. Er sagte jene Bedrohungen voraus, die wir heute durch den Ukraine-Krieg erleben, erdulden und hinnehmen müssen.

Einige Zitate aus seinem Buch:

„Wenige Tage nachdem Putin sich im Februar 2014 als Gastgeber der Olympischen Winterspiele in Sotschi hatte feiern lassen, brach er einen Krieg in der Ost-Ukraine vom Zaun und verwandelte sich in den ersten Staatschef, der das Hoheitsgebiet eines anderen Landes annektierte, seit Saddam Hussein den Befehl zur Invasion Kuweits gegeben hatte. Das Gespenst der atomaren Vernichtung, das lange gebannt schien, ist zurück gekehrt.“

Kasparow warnt wohl gemerkt bereits im Jahr 2015!

„Denn obwohl Wladimir Putin mittlerweile eine klare und unmittelbare Bedrohung ist, reagieren Europa und die Vereinigten Staaten weiterhin falsch. Die Demokraten der Welt müssen sich zusammenschließen und die Lehren aus dem Sieg im Kalten Krieg ziehen, bevor wir vollständig in einen weiteren schlittern. Putins Russland ist heute offenkundig die größte Bedrohung für die Welt.“

Im Jahr 2008 hatte sich Kasparow der russischen Opposition als Aktivist angeschlossen. Die russische Opposition hatte nicht den Anspruch, Wahlen zu gewinnen. Sie wollte lediglich, dass überhaupt freie Wahlen stattfanden. Kasparow war kein Politiker, sondern Aktivist und das galt auch noch, als er eine Vorwahl der Opposition für die Präsidentenwahl im Jahr 2008 gewann. Es war ihm klar, es war undenkbar, dass „mich das Regime an der Wahl würde teilnehmen lassen. Uns ging es darum“, so Kasparow, „die vom Regime inszenierten Schein-Wahlen als solche zu entlarven.“

Europa bezieht insgesamt ein Drittel seiner Energie aus Russland, wobei der Anteil in einzelnen Ländern deutlich höher ist. Gleichzeitig gehen 80 Prozent der russischen Energie-Ausfuhr nach Europa. Wer hat also mehr Druckmittel in der Hand? Trotzdem wird während der Ukraine-Krise immer wieder behauptet, Europa könne sich aufgrund seiner energiepolitischen Abhängigkeit von Russland keine Konfrontation leisten!

Acht Monate nach der Annexion der Krim und dreieinhalb Monate nachdem russische Truppen über der Ost-Ukraine ein Passagierflugzeug abschossen, „erwog Europa immer noch die Möglichkeit, die Erdgas-Importe aus Russland zu ersetzen.“

Anstatt den überwältigenden wirtschaftlichen Einfluss der Europäischen Union zu nutzen, um Putin von seinen Aggressionsplänen abzubringen, täuschen die Europäer Hilflosigkeit vor.

Ein EU-Boykott oder auch ein hoher Strafzoll auf russische Energie-Importe könnte die russische Wirtschaft, die vollkommen von Energie-Sektor abhängt, in den Ruin treiben.

Aber Europa ist nicht bereit, kurzfristig Opfer zu bringen, um die sehr viel größere langfristige Bedrohung einzudämmen, die Putin für die globale Sicherheit und damit auch für ihre von der Globalisierung abhängigen Volkswirtschaften darstellt.

Die russischen Oligarchen verteilen ihren Reichtum über die Welt und verschaffen Putin politischen Einfluss und westliche Unternehmen erwidern den Gefallen, indem sie in Russland investieren.

Die Einbindung in die Globalisierung gibt den modernen autoritären Regimen auch subtilere Werkzeuge in die Hand, um sich Sanktionen zu entziehen. Sie kaufen Unternehmen und Luxus-Immobilien in New York und London und zahlen Gebühren und Steuern, auf die geldgierige und westliche Politiker und Unternehmen nur ungern verzichten.

Da opfern sie schon lieber die Menschenrechte, Staaten, die ihre Bevölkerung in Unfreiheit halten, nutzen die Offenheit der freien Welt für ihre Zwecke. Indem sie Lobbyisten engagieren, ihre Propaganda in den westlichen Medien verbreiten und großzügige Beiträge zur Finanzierung von Politikern, Parteien und NGOs leisten. Selbst, wenn solche Aktivitäten aufgedeckt werden, müssen die autoritären Regimes kaum negative Reaktionen befürchten.

Spätestens als Putin im Jahr 2008 seinen Strohmann Dmitri Medwedew in den Präsidentenpalast setzte, hätte aller Welt klar sein müssen, dass die russische Demokratie tot war.

Wir können unmöglich genau wissen, was geschehen wird, wenn die Nationen der freien Welt unter der Führung der Vereinigten Staaten und der Nato Putin in der Ukraine die Stirn bieten. Feststeht, dass wir irgendwann nicht mehr darum herum kommen werden, zu handeln und dass wir mit jedem Tag der Untätigkeit mehr Mittel aufwenden, mehr Opfer bringen und mehr Menschenleben verlieren werden.

Wie alle Diktatoren vor ihm wird Putin immer selbstbewusster und gewinnt immer mehr Unterstützung, wenn er nicht auf Widerstand stößt. Jeder Schritt, den er dem russischen Volk als Triumph verkaufen kann, macht es schwieriger, ihn zu Fall zu bringen und erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass er sich ermutigt fühlt, noch aggressivere Schritte zu unternehmen.

Ein beliebtes Argument der Strohmänner lautet, eine Intervention gegen die Aggression könne in einen Dritten Weltkrieg münden oder zum atomaren Holocaust führen. Das Gegenteil ist richtig: Die gegenwärtige Krise wird weiter eskalieren, solange, bis Putin mit einer ernsthaften Bedrohung für seine Macht konfrontiert wird, denn die Macht ist das einzige, was ihm am Herzen liegt.

Wenn wir zulassen, dass Putin von Sieg zu Sieg eilt und jegliche innere Opposition in Russland auslöscht, nimmt die Gefahr eines umfassenden Krieges dramatisch zu. Adolf Hitlers Siegeszug ab dem Jahr 1939, als er Polen angriff, ist ein Beispiel dafür, und die übrige Welt ihn nicht stoppte. Aber Putin besitzt etwas, das Hitler nie besaß: Atomwaffen.

Und er scheut sich nicht, uns diese Tatsache in Erinnerung zu rufen. Bei einem großen Frage-und-Antwort-Spiel im TV erwähnte Putin auch den furchtbaren Atom-Poker des sowjetischen Staats- und Parteichefs Nikita Chruschtschow und lobte diese Vorgangsweise.

Sollten die Regierungen der freien Welt sich jedoch rechtzeitig besinnen und Putin entschlossen entgegentreten – sollten sie imstande sein, wirksame Wirtschaftssanktionen zu verhängen, die russischen Erdöl- und Erdgas-Lieferungen zu ersetzen, das Regime diplomatisch zu isolieren und die von ihm angegriffenen Länder wirtschaftlich und militärisch zu unterstützen. So könnten sie die Grundlage für ein neues, globales Bündnis der demokratischen Nationen schaffen.

Sie müssten Diktaturen vor die Wahl stellen, entweder Reformen durchzuführen und sich der zivilisierten Staatengemeinschaft anzuschließen oder Schritt für Schritt ausgegrenzt zu werden und in der Entwicklung zurück zu fallen. Die europäische Union werdet dieses Modell im Inneren an: Länder, die sich um Aufnahme in die Gemeinschaft bemühen, müssen klare Standards für Wirtschaftsentwicklung und Menschenrechte erfüllen. Aber die selbe Union macht bereitwillig Geschäfte mit brutalen Diktaturen wie dem Putin-Regime. Die sie nie als Mitglieder aufnehmen könnte. Putins Krieg und diese heuchlerische Politik der Einbindung könnten gleichzeitig beendet werden.

Klarer geht’s nicht …

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