Wenn die „Chemie“ stimmt, Job garantiert

Beim Hinaufgehen von der Wirtschaftskammer in Graz hinauf zum Rosenhof sei der eine oder andere sicher ein bisschen ins Schnaufen gekommen. „Alles reine Chemie – auch die menschliche Atmung“, verdeutlicht Andrea Hickel die Tatsache, dass uns Chemie überall im Alltag begegnet, ohne dass es uns bewusst wird. Die Leiterin der Chemie Akademie freut sich, dass nach mehrjähriger „Herbergsuche“ der neue Standort im „Rosenhof“ am Gelände der Wirtschaftskammer Steiermark gefunden werden konnte.
Gegründet wurde die Chemie Akademie bereits im Jahr 1961 von Anton Holasek als „Lehranstalt für Chemiker“. Auslöser damals war – also nichts Neues – Fachkräftemangel im chemischen Bereich. Die Räumlichkeiten befanden sich zuerst in der Karl-Franzens-Universität und dann in der Elisabethstraße. Seit 2005 hatte die nunmehrige „Schule“ ihren Sitz in der Brauerei Puntigam. „Im Jahr 2009 wurden wir dann in ,Chemie Akademie’ umbenannt“, blickt Andrea Hickel zurück, die seit dem Jahr 2006 die Leitung innehat.


Praxisorientierte Ausbildung
In der Akademie gibt es maximal 30 Ausbildungsplätze. „Wir sind also eine recht kleine Organisation, haben dadurch aber sehr intensive Betreuungsmöglichkeiten“, so Andrea Hickel. Konkret bietet die Akademie die Möglichkeit von zweijährigen, sehr praxisorientieren Chemieausbildungen für Maturanten, Studienabbrecher und Teilnehmer von Umschulungen oder beruflicher Reha sowie für Chemielabortechniker im Weiterbildungsbereich.
Angeboten wird zum einen das zweijährige Kolleg für Chemie, das nach erfolgreichem Abschluss einen direkten Einstieg in die Arbeitswelt ermöglicht. Außerdem kann man berufsbegleitend die Werkmeisterschule für Technische Chemie und Umwelttechnik sowie verschiedene Fort- und Weiterbildungen absolvieren.


Einzige Institution im Süden Österreichs
Am Arbeitsmarkt werden diese mit Chemie-Fokus ausgebildeten Fachkräfte jedenfalls dringend benötigt: Nicht nur Unternehmen, sondern auch Universitäten und öffentliche Ämter warten auf Absolventen. Entsprechend groß ist der Ausbildungsbedarf, gibt es doch im Süden Österreichs sonst keine Institutionen, die die Lücke für den „mittleren Bereich“ zwischen Lehre und Universitätsausbildung schließen könnten.
Andrea Hickel: „Es gibt mehr Anfragen als wir Absolventen haben. Sie werden uns teilweise schon direkt von der Diplomarbeit weggenommen. Diplomarbeiten laufen bei uns ja über Kooperationen mit Industrie- und Wirtschaftsbetreiben und wenn es dort eben passt, sprich ,die Chemie stimmt’, werden die Absolventen sofort engagiert.“

Wichtige Stütze für Pharmaunternehmen
Dies bestätigt auch Ilse Bartenstein, Inhaberin von GL Pharma in Lannach. Mit mehr als 11 Millionen verordneten Arzneimittelpackungen pro Jahr zählt es zu den führenden Pharmaunternehmen in Österreich. „Schon in den 1970er-Jahren war die erste Kontrolllaborleitung eine Absolventin der Chemie Akademie“, blickt sie bei der feierlichen Eröffnung zurück. Chemietechniker sind in ihrem Unternehmen vor allem im Entwicklungslabor beschäftigt. „Aber auch wenn das Medikament fertig ist, muss es für die Marktreife kontrolliert werden. Diese Kontrollaufgaben werden hauptsächlich von Chemie-Ingenieuren getragen und sind damit eine Stütze dieses wichtigen Bereichs der Erzeugung.“

Die Einsatzgebiete für Absolventen reichen von öffentlichen Einrichtungen – etwa in der Forschung und Entwicklung an Universitäten und in Forschungslabors, in klinischen Labors in Krankenhäusern sowie in öffentlichen Ämtern und Umweltlabors – bis zu Tätigkeiten in Industrie und Wirtschaft. Und vielleicht kommt ja irgendwann einmal auch ein Chemie-Nobelpreisträger von der Akademie in Graz ...
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