Zinsen-Roulette: Verhängnisvoll und ein Hauptgrund für die Teuerung

Vor drei Jahren im August 2021 in den USA seinen Anfang genommen. Eine Fehleinschätzung, die die ganze Welt ausbaden muss.

Als sich die Wirtschaft in den USA im Jahr 2021 überraschend schnell von der Pandemie erholte und dadurch die Preise im Land immer kräftiger anzogen, erklärte Jerome „Jay“ Powell, der Chef der US-Notenbank Federal Reserve (Fed) es handel sich lediglich um eine vorübergehende Erscheinung. Das war Wunschdenken. Stattdessen drohte die Teuerungsrate in den USA zweistellig zu werden. Im August 2021 lagen die Verbraucherpreise dort um 8,3 Prozent höher als ein Jahr zuvor. Man wollte das Wachstum nach den Lockdowns nicht gleich wieder dämpfen, weil ja dann wieder die Kredite teurer geworden wären und die Konsumenten sparsamer.

Aber was passierte ein Jahr später? Die Notenbanker in den USA mussten die Preise umso härter bekämpfen. Im September 2022 geschah das bereits zum dritten Mal in Folge, dass der Leitzins um drei Viertel Prozentpunkte angehoben wurde. Er lag damit bei 3,25 Prozent – so hoch, wie zuletzt 2008. Und schon im September 2022 kündigte Powell weitere steigende Zinsen an. Diese sollten nicht nur die Preise bremsen, sondern auch die Aktienkurse drücken.

Die düsteren Prognosen für das Jahr 2023 wurden Wirklichkeit. Die Arbeitslosigkeit stieg in den USA weiter und weiter. Das war sozusagen die Schattenseite der erhofften Inflationsbremse. Aber es gab auch noch einen ganz anderen Effekt, der die gesamte Welt getroffen hat. Das hängt damit zusammen, dass der Dollar die globale Leitwährung ist. Die Folge: Steigende Zinsen in den USA locken das Kapital der Investoren aus dem Rest der Welt an. Sie legen ihr Geld dann bevorzugt in amerikanischen Vermögenswerten, wie etwa Staatsanleihen oder Anleihen von Unternehmen, an. Und dafür brauchen die Investoren Dollar und treiben damit den Kurs gegenüber allen anderen Währungen noch zusätzlich nach oben. So verteuern sich auch die Rohstoffe, denn auch die werden meist noch immer in Dollar bezahlt.

Deutschland und Österreich arg betroffen

Das betrifft dann besonders rohstoffarme Länder wie das kleine Österreich oder auch Deutschland. Denn Rohöl müssen wir ja in Dollar bezahlen. Und dafür müssen dann künftig mehr Euro hingelegt werden. Die USA exportieren sozusagen mit den Zinserhöhungen indirekt auch die Inflation, wo sie eben dann Ende 2022 und das ganze Jahr 2023 in unseren Breiten bis zu neun Prozent und mehr gestiegen ist.

Und was passiert dadurch? Auch die übrigen Notenbanken sehen sich gezwungen, die Zinsen anzuheben. Und das haben im europäischen oder nicht-amerikanischen Raum praktisch alle Zentralbanken gleichzeitig gemacht. Die Folge ist vorhersehbar gewesen. Es ist ein Aufwärts ins Verderben. Denn es kam und kommt zu einer grenzüberschreitenden Rezession.

Verheerend für ärmere Länder

Aber richtig verheerend sind die Folgen der Zinserhöhungen vor drei Jahren in den USA für die ärmeren Länder geworden. Denn sie verteuern dort Nahrungsmittel und Energie, was natürlich soziale Unruhen herauf beschworen hat. Und Entwicklungsländer haben die Niedrigzinsen genutzt, um sich Mittel von Großinvestoren zu holen. Und die haben in Dollar investiert. Um diese Schulden abzustottern, müssen diese Länder nun wieder auf den Devisenmärkten Dollar beschaffen. Weil der Dollar stiegt und stieg, ist das den Ländern natürlich ganz schwer gefallen.

Das alles hat auch zu einer ja geradezu Weltwirtschaftskrise geführt und zu globaler Rezession. Jetzt sieht die Situation nicht viel anders aus als in den 80er-Jahren des vorigen Jahrtausends.

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