Wir, die Mini-Bayern von Österreich

Wer uns nicht so mag, und wo wir aufholen!

Die erste Geige im Ranking der Bundesländer spielen die Steirer nicht. Doch das Land hinterm Berg hat Aufwind. Die Marke „steirisch“ steht zwischen Tracht und Modernität, für wildromantische Natur mit südlichem Flair, für moderne Autoindustrie, Nischen der Spitzentechnik, eigenwillige Politiker und Weltklasse-Weine. Auch die Steirer selbst werden gemocht. Das zeigte sich auch jüngst bei der Leistungsschau der Steiermark unter dem Motto „Das Grüne Herz in Wien“.

Was in den Köpfen der Steirer vorgeht, die einstmals weniger hell waren, hat schon Erzherzog Johann interessiert. „Der gemeine Steirer“ war die erste Befragung über Land und Leute. Heute grübeln darüber Meinungsforscher. Sind die Steirer noch immer hinterm Berg? Wie man’s nimmt: Die Steirer gelten halt als die Bayern Österreichs.

„Die steirische Landschaft ist reizvoll, die Täler fruchtbar und ordentlich kultiviert. Aber so sehr das Land in seiner Wildheit angenehm ist, so sehr sind die Bewohner unzivilisiert, deformiert und grässlich in ihrer Erscheinung. Sehr viele von ihnen haben hässlich geschwollene Kehlen: Debile und Taube drängen sich in jedem Dorf; und das allgemeine Aussehen dieser Menschen ist das Schockierendste, was ich je sah.“

Der da mit wachen Augen und scharfem Verstand spricht, ist einer der ersten Touristen der Steiermark, der englische Philosoph David Hume (geb. 1711). Für den kultivierten englischen Aufklärer war dieser Steiermark-Besuch 1748 eine Reise in die Anfänge der Zivilisation.

Gut ein halbes Jahrhundert später wollte es Erzherzog Johann wissen. Über die „Joanneischen Jahresberichte“ erhielt er Kunde über „seine Steyrer“, etwa:

„Die Bewohner dieses Bezirkes sind von kräftiger Natur, und bis auf die Kröpfe ohne körperliche Gebrechen.“ (Göß 1802). „Die Weiber sind gut gewachsen, nur ein schönes Gesicht ist hier eine wahre Seltenheit.“ (Friedau 1813). „Sie haben sehr viel gesunden Verstand und eine gewisse Geradheit in ihrem Betragen.“ (Aflenz 1813). „Die leibliche Liebe halten sie für kein wesentliches Gebrechen und der Vater ist nicht besonders entrüstet, wenn ihm die Tochter ein uneheliches Kind bringt.“ (Ehrau 1812).

„Geheurathet wird meist nur, damit zum Hauss eine Köchin kömt.“ (Murau 1840). „Außer einigen Bürgern und Marktinsassen kann kein Unterthan lesen und schreiben.“ (Mahrenberg 1802). „Sie lieben den Wein über alles, betrachten ihn als ein Universal-Stärkungsmittel.“ (Deutschlandsberg 1842). „Die Volkssprache ist rauh, doch nähert sie sich bei weitem mehr als in Untersteyermark der deutschen Sprache.“ (Göß 1881).

Wie könnte man ohne diese Vergangenheit das Image der heutigen Steiermark beschreiben? Doch der historische Kochtopf der Bundesländer-Charaktere ist schwer wägbar mit den Werkzeugen moderner Marktforschung. Untersuchungen darüber gibt es, so heißt es.

Man mag uns – nicht immer, aber öfter

Fest steht: Die Steiermark hat durchwegs gute Sympathiewerte, die über dem Mittelfeld liegen. Dabei ist das Steiermark-Image facettenreich: Eine große Rolle spielt die schöne Natur und der Waldreichtum, auch das steirische Weinland. Hier geht die Note in Richtung panonnische Gefilde und liegt nahe am Burgenland, so die Marktforscher.

Gleichzeitig ist auch eine Industrienote da, durch die Mur-Mürzfurche, die im Bewusstsein noch immer mit der ehemaligen Verstaatlichten assoziiert wird. Überlagert wird dieser Aspekt mit den auch außen bemerkten Innovationen im industriell-wirtschaftlichen Bereich: Stichwort Technologieparks und Cluster.

In den letzten Jahrzehnten stehen die Bundesländer-Images immer wieder im Fokus der Meinungsschnüffler, mit klar beantwortbaren Fragestellungen: Wie stolz sind Sie auf Ihr Bundesland? Wie zufrieden sind Sie im Umwelt, Freizeit- und Sportangebot, mit Wohnsituation, Arbeits- und Ausbildungsangebot, mit Verkehr, mit Kinder- und Altenbetreuung?

Nicht zuletzt die gute Nachricht: Wir Steirer werden gemocht. Nicht zufällig sind wir das beliebteste Bundesland für Inlandsurlaube der Österreicher. Und eine Umfrage des OGM für den Kurier (2020) zeigt: Die Steirer sind den Österreichern am sympathischsten. Doch nur 39 Prozent aller Personen außerhalb der Bundeshauptstadt können das über die Wiener sagen. Beim Selbstbild sieht es ähnlich aus: Nahezu alle Steirer, Kärntner und Burgenländer finden die eigenen Landsleute sympathisch. Bei den Wienern ist es jedoch nur etwa ein Viertel.

Auch unser steirischer Dialekt liegt in der Gunst der Österreicher weit vorne, laut einer Abstimmung für das Radio Ö3 zum vergangenen Nationalfeiertag. Wobei wir es ganz knapp (nur um 64 Stimmen) nicht an die Spitze geschafft haben, denn – „Kärnten ist lei ans!“ – der Dialekt unser südwestlichen Nachbarn ist der beliebteste in Österreich. Auf Platz drei folgen die Tiroler. Die letzten drei Plätze in diesem Dialekt-Ranking belegen Niederösterreich, Burgenland und Wien.

ORF-Online-Umfrage
Mehr 90.000 Österreicher im März 2024 mitgemacht

Zufrieden mit der Wohnsituation sind in der Steiermark 85% der Befragten, an der Spitze liegt Burgenland mit 89% und am Ende Wien mit 81%.

Zufrieden mit gesundheitlicher Situation sind in der Steiermark 73%, ganz vorn liegt Tirol mit 80% und an letzter Stelle Burgenland mit 71%.

Zufrieden mit dem Verkehrs-/Mobilitätsangebot in der Region sind in der Steiermark 55%, da liegt Wien ganz vorn mit 86% und Kärnten mit 49% ganz hinten.

Zufrieden mit der wirtschaftlichen Situation sind in der Steiermark 64%, Salzburg liegt an der Spitze mit 71% und Kärnten an letzter Stelle mit 62%.

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