Konflikt um Fürstengräber: Zeitdruck bei Grabungen in Judenburg

In Judenburg sorgt derzeit ein möglicher archäologischer Sensationsfund für Diskussionen – und für Zeitdruck. Auf jenem Areal im Norden der Stadt, nur rund 500 Meter vom Fundort des berühmten Kultwagens von Strettweg entfernt, will die Stadtgemeinde eine rund zehn Hektar große Fläche verkaufen. Der Vorvertrag mit den Investoren läuft jedoch nur noch bis September 2025. Sollte bis dahin keine Klarheit herrschen, ob auf dem Gelände gebaut werden darf oder nicht, wollen die Käufer vom Vertrag zurücktreten. Kolportierter Kaufpreis: 2 Millionen Euro. Geld, dass dringend auch für das Stadtbudget benötigt wird.

Die Fläche steht im Verdacht, weitere hallstattzeitliche Gräber zu beherbergen. Mittlerweile wurde ein Teil des Oberbodens bereits abgetragen. Nächste Woche kommt ein größeres Team und beginnt mit den Grabungen. Während Vertreter der Arbeitsgemeinschaft für Geschichte und Archäologie (AGGA) davon ausgehen, dass es sich um ein bedeutendes Gräberfeld handelt, kommt von anderer Seite eine gegenteilige Einschätzung.

Archäologe Georg Tiefengraber, der im Naturhistorischen Museum Wien auch Kurator der Bronze- und Eisenzeit-Sammlung ist, sieht sieht bisher keine Hinweise auf relevante Funde. Das Bundesdenkmalamt betont, dass alle Arbeiten entsprechend dem genehmigten Grabungskonzept erfolgen.

Sachverhaltsdarstellung an Staatsanwaltschaft

AGGA hingegen kritisiert fehlende Transparenz, unzureichende Sicherung der Flächen und personelle Unterbesetzung. Präsident Peter Koch fordert einen sofortigen Baustopp, ein umfassendes wissenschaftliches Konzept und die Einbindung externer Experten. Eine Sachverhaltsdarstellung wurde bereits bei der Staatsanwaltschaft Graz eingebracht.

Im Hintergrund steht die Sorge, dass durch die laufenden Arbeiten möglicherweise historisch wertvolle Strukturen beschädigt oder zerstört werden. Die Funde im benachbarten Pöls-Oberkurzheim, wo über 120 Hügelgräber entdeckt wurden, haben in den letzten Monaten das wissenschaftliche Interesse an der Region erneut geweckt. Die dort gefundenen Artefakte stammen aus der Bronzezeit und der Spätlatène-Zeit und lassen auf eine einstige Siedlung von bis zu 6000 Menschen schließen.

Angespannte Sitaution

Die Stadtgemeinde hofft auf einen zügigen Abschluss der archäologischen Maßnahmen, um den Verkauf nicht zu gefährden. Gleichzeitig fordern Fachleute, dem historischen Erbe die nötige Zeit und Sorgfalt zu widmen. Ob sich beides vereinbaren lässt, soll sich in den kommenden Wochen entscheiden.

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Bemerkungen :

  • user
    Christine Peinsipp July 24, 2025 um 3:39 pm
    Es wäre schon wichtig, solche archäologischen Funde nicht zu zerstören. Es ist schön, dass es auch bei uns solche Funde gibt, nicht nur überall auf der ganzen Welt.
    Bitte zerstört nicht unsere Kulturschätze, Danke!!! LG Christine Peinsipp