Kunsaek ist es bewusst: FPÖ schwächelt in Graz

Auslöser ist FPÖ-Finanzskandal. Für Landtagswahl-Sieg wäre Nummer 3 in der Landeshauptstadt zu wenig

Bisher war es immer so, dass jene Partei, die in Graz stimmenstärkste Partei wurde, letzten Endes auch den Sieg bei Landtagswahlen in der Steiermark erreichen konnte. Bei Nationalratswahlen hingegen, kann man auch „ohne Graz“ gewinnen, wie sich am 29. September 2024 zeigte. Die FPÖ erreichte mit 32,2 Prozent Platz 1 in der Steiermark, gewann in allen Bezirken, außer der Südoststeiermark.

In Graz war die Wählergunst bisher anders. Mit 19,6 % wurde die FPÖ nur drittstärkste Kraft hinter ÖVP (21,1 %) und SPÖ (21,9 %). Und auch, wenn Landesparteiobmann Mario Kunasek mit dem Ergebnis in Graz bei den letzten beiden Urnengängen – EU-Wahl und Nationalratswahl – „zufrieden“ ist, weil man am rechten Murufer „respektable, gute Ergebnisse erzielen“ konnte, so hofft er bei der bevorstehenden Landtagswahl dennoch auf ein besseres Abschneiden, wie er heute bei der Präsentation des 33 Kapitel umfassenden Wahlprogramms deutlich machte.

Er stimme zu, dass man ohne Graz keine Landtagswahlen gewinnen kann. „Das geht sich mathematisch einfach schwer aus, weil sehr viele Wahlberechtigte hier sind“, so Kunasek. Exakt 316.057 Wahlberechtigte waren es bei der letzten Nationalratswahl in Graz und Graz-Umgebung – also ein Drittel aller Wähler! Angesprochen auf den offensichtlichen Auslöser für das mäßige Abschneiden der FPÖ in Graz, nämlich den Finanzskandal, wo es um mutmaßliche Veruntreuung von 1,8 Millionen Euro Fördergelder aus Steuern geht, Kunasek ausweichend: „Auch kritische Begleiter unserer Politik werden uns attestieren, dass wir in Graz trotz der schwierigen Situation – wir haben nur noch einen Gemeinderat – gute, freiheitliche Arbeit leisten. Nämlich mit unseren Männern und Frauen vor Ort in den Bezirken, in den Bezirksräten, aber auch im thematischen Bereich.“ Bekanntlich habe man in den letzten Monaten versucht, den Fokus auf Graz zu richten.

Worauf Kunasek nicht eingeht: Die FPÖ hat mit dem Korruptionsfreien Gemeinderatsklub (KFG) einen neuen Mitbewerber in Graz und Graz-Umgebung. Stadträtin Claudia Schönbacher und Klubobmann Alexis Pascuttini treten bei der Landtagswahl mit einer eigenen Bürgerliste an – so gesehen als unmittelbarer Konkurrent zur Kunasek-FPÖ. Die zwei sind ehemalige, langjährige parteitreue FPÖ-Funktionäre, forderten von Kunasek und Kickl eine rasche, vorbehaltlose Aufklärung des Finanzskandals, wollten auf Druck von Herbert Kickl und Mario Kunasek keinen der ehemaligen in den Skandal verwickelten Gemeinderäte im Klub behalten. Darauf schlossen die FPÖ-Chefs die um Sauberkeit bemühten langjährigen FPÖ-Funktionäre umgehend aus. Vorsichtig ausgedrückt: kein Ruhmesblatt der derzeitigen FPÖ-Führung. Es wird sich also zeigen, ob die FPÖ das Blatt in der sonst FPÖ-freundlichen Stadt Graz zu ihren Gunsten wenden kann. Eines ist aber schon vor der Wahl klar: Das Antreten der „blauen Gallier“ wird die FPÖ tausende Stimmen kosten, die dann in der Mandatsverteilung eine wichtige Rolle spielen könnten ...


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