Titschenbacher fordert Zukunftspaket

Die letzten zwei Jahre waren geprägt von Teuerung und Inflation. Nach einem kurzen Aufatmen im Vorjahr sind seit Jahresbeginn die Agrarpreise im Sinkflug, während sich die Produktionskosten für die Bäuerinnen und Bauern seit dem Vorjahr in lichten Höhen festgesetzt haben. Mit folgenschweren Auswirkungen für die land- und forstwirtschaftlichen Betriebe, vor allem auf die Milchbauern, die Mutterkuhhalter mit ihren hohen Tierwohlstandards, die Acker- und Getreidebauern, Forstwirte und Obstbauern. Die Landwirtschaftskammer Steiermark präsentierte daher heute ihr Zukunftspaket „Pro Land- und Forstwirtschaft.“
Präsident Franz Titschenbacher: „Die Alarmglocken schrillen. Die Bäuerinnen und Bauern können die hohen Kosten durch die zu niedrigen Erlöse nicht mehr stemmen. Die Auswirkungen sind dramatisch. Für die notwendige und deutlich spürbare Trendumkehr sind Marktpartner und Politik dringendst gefordert.“ Die Bauern seien keine Investitionstreiber, betont er. Nur zehn bis zwölf Prozent des Gesamtbudgets eines Haushalts werden für Lebensmittel ausgegeben.

„Würden die Konsumenten im Geschäft für einen Liter Milch 30 Cent mehr bezahlen, wären das bei einem Verbrauch von einen Liter pro Tag aufs Jahr gerechnet rund 100 Euro. Da gibt man für so Manches im Jahr viel mehr aus“, verdeutlicht Silvia Prugger, Milchbäuerin in St. Johann am Tauern, die Tatsache, dass ein um 6,5 Cent höherer Bauernmilchpreis die Zukunft der steirischen Milchbäuerinnen und Milchbauern sichert. Seit Dezember 2022 seit der Milchpreis bereits neun Mal gesenkt worden, bekommen die Bauern nun nur noch 45 Cent. Im Geschäft kostet ein Liter das Dreifache und mehr!

Niedrige Erlöse und hohe Produktionskosten
Auch die Getreidepreise für die Bauern sind gesunken – um mehr als 60 Prozent und die Holzpreise sind um rund 30 Prozent zurückgegangen. Den besonders auf Tierwohl ausgerichteten Mutterkuhbetrieben geht mit Stundenlöhnen von unvorstellbaren 5,40 Euro wörtlich die Luft zum Atmen aus – ein Betrag der nicht einmal einem Drittel des Stundenlohns eines Facharbeiters entspricht. Hingegen sind die Produktionskosten konstant hoch: Bau-, Maschinen-, Betriebsmittel- sowie Instandhaltungskosten sind gegenüber 2021 jenseits der 80 Prozent gestiegen und verharren in lichten Höhen. Titschenbacher: „Das geht sich einfach nicht mehr aus.“

Zukunftspaket „Pro Land- und Forstwirtschaft“
„Die Weichen sind eindeutig pro Landwirtschaft zu stellen, damit unser Land nicht verletzbar und beim Essen und Trinken nicht wie andere Wirtschaftsbereiche vom Ausland abhängig wird. Wir wollen die Bevölkerung sicher mit leistbaren Lebensmitteln versorgen“, verlangt Titschenbacher das Zukunftspaket „Pro Landwirtschaft“. Die neun zentralen Forderungen an Politik und Marktpartner sind:
- Ständig neue und höhere Auflagen sind am Markt nicht zu realisieren, verteuern und verbürokratisieren die Produktion unnötig.
- Die Bauern brauchen beim Green-Deal der EU faktenbasierte landwirtschaftsfreundliche Signale, um die Land- und Forstwirtschaft zu stärken. Ständig neue Auflagen und noch höhere Standards, die vom Markt gar nicht honoriert werden, führen in die Sackgasse.
- Transparenz bei der Preisbildung! Einen dauerhaft höheren und betriebswirtschaftlich vertretbaren Anteil in der Wertschöpfungskette. Das System der Preisbildung ist zu durchleuchten, die tatsächlichen Preistreiber müssen ermittelt und darauf aufbauend zielgerichtete Schritte gesetzt werden.
- Die Herkunftskennzeichnung von Milch, Fleisch und Eiern muss verpflichtend auf die Gastronomie ausgeweitet werden. Auch bei verarbeiteten Lebensmitteln im Supermarkt mit Milch-, Fleisch- und Eieranteil, muss die Herkunftangeabe gesetzlich verankert werden.
- Neue Standbeine Klimaanpassung: Heben der vorhandenen land- und forstwirtschaftlichen Potenziale zur Herstellung von Biowärme, grünem Strom und Biotreibstoffen.
- Holzbauoffensive: In Zeiten einer schwachen Konjunktur ist die öffentliche Hand gefordert, mit einer Holzbauoffensive leistbaren und vor allem nachhaltigen Wohnraum für junge Familien zu schaffen. Anzusetzen ist vor allem auch bei der Revitalisierug von leerstehenden Gebäuden sowie im Städtebau durch Nachverdichtung.
- Wertanpassung der EU-Direktzahlungen und Leistungsabgeltungen: Durch die hohe Inflation ist der Wert dieser Zahlungen allein seit dem Jahr 2021 um 17 Prozent geschrumpft, eine entsprechende Wertanpassung ist dringend erforderlich.
- Stundenlöhne, die die Landwirtschaft für die Jugend attraktiv machen. Die Landwirtschaft darf bei den Stundenlöhnen nicht abgehängt werden.
- Klares Nein zu Erbschafts- und Vermögenssteuern. Jede zusätzliche Besteuerung von land- und forstwirtschaftlichem Vermögen würde eine unzumutbare Erschwernis für Betriebsübergaben und Betriebsführung bedeuten.
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