Nächtliches Drama am Großglockner wirft viele Fragen auf

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Das nächtliche Drama vom vergangenen Wochenende – wir berichteten – wirft weiterhin viele Fragen auf. Rund 50 Meter vor dem Gipfel war das Salzburger Pärchen in eine Notlage geraten, die völlig erschöpfte Frau und Partner konnten nicht mehr weiter. Da war es schon gegen Mitternacht.
Stunden zuvor wurde bereits die Bergrettung darüber informiert, dass noch Menschen am Berg sind. Aufgrund des am Parkplatz abgestellten Fahrzeuges wurde die Telefonnummer der Beiden herausgefunden und man hat versucht, diese am Handy zu erreichen. Erfolglos.
Sogar ein angeforderter Polizeihubschrauber ist in das Gebiet geflogen, wo die Beiden auch via Webcam gesichtet wurden. Gegen 22:30 Uhr wurden sie vom Hubschrauber aus mit Hilfe eines Nachtsichtgerätes und Scheinwerfer lokalisiert, so Christian Viehweider, Sprecher der Landespolizeidirektion Tirol. Man habe sehen können, dass die beiden langsam aber kletternd unterwegs gewesen sind. Aber was heißt „langsam“?
Laut Polizeiangaben hätten die Alpinisten keine Anzeichen einer Notlage gezeigt. Viehweider: Der Pilot sei entsprechend routiniert, um erkennen zu können, ob dies der Fall ist. „Sie müssten den Hubschrauber gesehen haben, sie haben aber nicht auf sich aufmerksam gemacht.“ Warum haben sie das nicht gemacht? Haben Sie nicht gewunken?
Der Einsatzleiter Toni Riepler bestätigt gegenüber der „Kleinen Zeitung“: „Bis rund 23 Uhr war keine Notsituation erkennbar.“ Wie kann es sein, dass für die beiden Bergsteiger zu diesem Zeitpunkt noch kein Notfall bestanden hat, aber 1 Stunde eben schon? Ist es möglich, dass sie den Hubschrauber zwar registriert haben, aber meinten, er „betrifft“ sie nicht? Oder waren die Beiden wirklich noch nicht in einer Notlage, noch nicht zu erschöpft zum Weitergehen? Glaubten sie, sie würden es hinauf zum Gipfel und dann hinunter in den Notraum der Hütte auf der Adlersruh schaffen? Wenn ja, war es eine Fehleinschätzung mit fatalen Folgen.
Zwar hätte der Hubschrauber-Pilot selbst auch bei einer Notlage nichts machen können, denn aus der Luft wäre eine Bergung aufgrund des starken Windes nicht möglich gewesen. Aber sehr wohl ein Aufstieg der Bergretter – diese wären schon bei einem Verdacht einer Notlage sofort losgegangen.

Bestätigt ist mittlerweile auch, dass eine Alarmierung via Handy vor Ort, unterhalb des Gipfels definitiv nicht möglich gewesen wäre. Da die Sendemasten fünf Kilometer Luftlinie entfernt von der Stelle liegen, wo die beiden nicht weiterkonnten – auf der Südseite des Gipfels. Die Sendemmasten liegen aber in Richtung Osten. Also waren sie vom Berg abgeschottet in einem Funkloch.
1 bis 2 Stunden sei der Mann angeblich noch bei seiner Partnerin gewesen. Dann hat diese ihn gebeten, allein über den Gipfel und dann hinunter zur Adlersruh abzusteigen, um Hilfe zu alarmieren. Dort ist er gegen 3:40 Uhr erst eingetroffen und hat Alarm geschlagen. Warum hat er nicht schon vorher versucht, einen Notruf abzusetzen? Als er vom Gipfel auf den Weg hinunter war, hätte es theoretisch funktionieren müssen. Oder hat er keinen oder nur noch sehr wenig Akku gehabt? Hat er gewusst, dass es auf der Adlersruh sicher einen Empfang gibt? Hätten sie beide eine Chance gehabt, wenn er bei ihr geblieben wäre?
Fragen über Fragen. Antworten darauf kann frühestens die Einvernahme des Mannes liefern. Und auch bei einem möglichen späteren Prozess. Denn laut Polizei wird gegen den 36-Jährigen wegen des Verdachts der fahrlässigen Tötung ermittelt. Weil ein „Führerverhältnis“ zwischen dem Paar bestanden habe, hätte er die Frau auch nicht allein lassen dürfen. Der Mann habe die Tour geplant und sei eben der Erfahrene gewesen. Doch inwieweit war dies wirklich so?
Auch das wird erst die Einvernahme klären. Wann genau dies sein wird, darüber gibt es von Seiten der Polizei keine Auskunft. Es bestehe Kontakt zu ihm und sei auch ein Termin für die Einvernahme in den nächsten Tagen vereinbart, so Sprecher Christian Viehauser.
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